Kündigungswelle bei Lebensversicherungen – zwei Millionen Kunden weg

Kündigungswelle bei Lebensversicherungen – zwei Millionen Kunden weg

Die Anzahl der Verträge schrumpft, während die Beitragszahlungen zurückgehen: Es ist kein Geheimnis, dass Lebensversicherungen unter den derzeitigen Bedingungen nicht mehr wettbewerbsfähig sind.

Rückgang der Verträge und Beitragseinnahmen

Es gab eine Zeit, in der es hierzulande deutlich mehr Lebensversicherungsverträge als Einwohner gab. Statistisch gesehen besaß jeder Bundesbürger mehr als eine Lebens- oder Rentenversicherungspolice und sparte somit für das Alter. Doch diese Zeiten sind vorbei. Stattdessen verzeichnen Lebensversicherer eine Kündigungswelle: Von den einst 82,7 Millionen Lebensversicherungsverträgen im Jahr 2021 sind nur noch 80,7 Millionen übrig.

Auch die Beitragseinnahmen gehen zurück. Im Jahr 2023 sanken sie um rund 5 Prozent im Jahresvergleich, wie Daten des Branchenverbands GdV zeigen. Seit dem Jahr 2020, dem Jahr der Corona-Pandemie, ist der Trend deutlich: Die Bundesbürger investierten 2020 noch 101 Milliarden Euro in kapitalbildende Lebens- und Rentenpolicen. Im vergangenen Jahr waren es laut GdV nur noch 89 Milliarden Euro. Das bedeutet einen Rückgang von etwa 12 Milliarden Euro pro Jahr.

Rückgang der laufenden Beiträge und Einmalzahlungen

Während zuvor noch etwa 65 Milliarden Euro an laufenden Beiträgen in die Verträge flossen, waren es zuletzt nur noch gut 64 Milliarden Euro. Dies mag auf den ersten Blick nach einem geringen Unterschied aussehen, aber viele dieser Langfristverträge sind mit Dynamikklauseln ausgestattet, was bedeutet, dass sich die Einzahlungen automatisch um 5 bis 10 Prozent pro Jahr erhöhen. Somit sollte die Beitragssumme eigentlich jedes Jahr steigen, anstatt zu sinken.

Die Versicherungsunternehmen verzeichnen sogar einen dramatischen Einbruch im Einmalbeitragsgeschäft, bei dem eine große Kapitalsumme einmalig investiert wird und das Kapital dann sofort oder später als Monatsrente ausgezahlt wird. In Zeiten niedriger Zinsen waren solche Einmalbeitragsverträge beliebt, da sie noch kleine Renditen versprachen, während Banken plötzlich Negativzinsen für größere Summen verlangten. Im Jahr 2020 investierten ältere Sparer daher noch rund 39 Milliarden Euro in solche Policen. Zuletzt waren es laut GdV nur noch 24,8 Milliarden Euro.

Ursachen des Trends

Es ist offensichtlich: Die Kunden ziehen nicht mehr richtig mit. Dies zeigt sich bereits an den Zahlen für Neuabschlüsse, die geringer sind als die Zahl der auslaufenden Altverträge. Zudem haben viele Langzeitsparer anscheinend die dynamischen Beitragserhöhungen gestoppt oder ihre Policen sogar beitragsfrei gestellt, was zu einem Rückgang der Einnahmen aus laufenden Beiträgen führt.

Insgesamt scheinen viele Sparer ihr Geld nicht mehr in Versicherungspolicen, sondern anderswo anzulegen. Dies beunruhigt auch die Branche, denn seit den Zinsanhebungen der Zentralbank sind die Langfristsparverträge der Versicherer weniger attraktiv geworden. Die Anbieter haben über die Jahre hinweg die laufenden Verzinsungen und Überschüsse für die Kunden kontinuierlich reduziert.

Verzinsung und Alternativen

Die durchschnittliche laufende Verzinsung von Lebensversicherungsverträgen beträgt derzeit nur noch 2,4 Prozent, allerdings nur auf den Sparanteil vor Kosten. Angesichts von Festgeldzinsen von 3,5 Prozent ist das nicht mehr wettbewerbsfähig. Selbst übliche Tagesgeldkonten bieten derzeit höhere Renditen, und viele Banken zahlen sogar 4 Prozent für geparkte Gelder. Daher vermehrt sich das Kapital derzeit anderswo besser als bei Versicherungen.

Und selbst wenn die Versicherer immer wieder mit den garantierten Auszahlungen bis zum Lebensende argumentieren: In der Ansparphase bis zum Rentenbeginn ist es wichtig, dass sich die eingezahlten Beträge effektiv vermehren. Andernfalls könnten die späteren Auszahlungen knapp ausfallen.

Trend zu Aktien und Fonds

Die Daten der Bundesbank zum Geldvermögen der privaten Haushalte zeigen, wie stark Lebensversicherungen insgesamt an Gewicht verloren haben: Vor fünf Jahren machten sie noch etwa 37 Prozent des privaten Geldvermögens aus, nun sind es nur noch 30 Prozent. Stattdessen ist viel neues Geld vor allem in Aktien und Fonds geflossen, deren Anteil in den letzten fünf Jahren von 20 Prozent auf knapp 25 Prozent gestiegen ist.

Dies ist auch zu begrüßen, denn alle Statistiken zur langfristigen Entwicklung der Kapitalmärkte zeigen, dass Geld nirgendwo besser vermehrt wird als an den Börsen. Bei breiter Streuung erzielten Anleger in den letzten 120 Jahren dauerhaft stabile und vergleichsweise hohe Erträge. Von Lebensversicherungen kann man dies wohl kaum erwarten, insbesondere wenn die Verzinsung nicht einmal in guten Börsenzeiten die 3-Prozent-Marke erreicht.

Fazit: Herausforderungen für Lebensversicherungen

Um tatsächlich einen Nutzen für die Kunden zu stiften, müssten Sparverträge nach Kosten mindestens etwa 2 Prozent Rendite abwerfen, um einen Inflationsausgleich zu erzielen, wie unlängst von der Finanzaufsicht BaFin definiert. Aktuelle private Rentenversicherungsverträge erzielen jedoch laut Ratingagentur Assekurata nach Kosten nur eine Rendite von 0,39 Prozent. Kein Wunder also, dass die Kündigungswelle bei Lebensversicherungen weitergeht.

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Quelle:
https://www.stern.de/wirtschaft/lebensversicherung–nach-kuendigungswelle-wieder-zwei-millionen-kunden-weg-34534480.html